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Rastlose Helden unserer Zeit
Die Dosis macht das Gift. Das gilt auch für dieses Debüt der Niederösterreicherin Margit Mössmer, das als Roman ausgewiesen ist, das aber eigentlich Delikatessen des kurzförmigen Fabulierens nebeneinandersetzt. Protagonistin Gerda, eine rastlose moderne und temperamentvolle Heldin, befindet sich im Kampf gegen die Fadesse des Alltags. Also schlüpft sie in verschiedene Identitäten, ist Vogelkundlerin auf Mallorca ebenso wie Wiener Kellnerin oder Au-pair-Mädchen in London. Die szenischen Erzählungen reichen bis in Gerdas Kindheit, die sich den Andeutungen zufolge in Retz zugetragen hat, aber auch an Mexiko hängen Jugenderinnerungen. Die surrealen Ausreißer sind wohldosiert, reißen skurrile Lücken in die Realität oder provozieren den Moment, in dem alles ins Gegenteil verkehrt wird. "Die Sprachlosigkeit der Fische" ist impulsiv wie Aktionskunst und endet wie ein pointierter Kurzfilm. JF
Lenz nervt. Eine gegenwärtige Gestalt dieses Namens trägt alle Probleme der historischen Person und des Büchner'schen Protagonisten mit sich herum: Vaterkonflikt, eine daraus resultierende Identitätskrise und eine unglückliche Liebesbeziehung sowieso. Und er hat nichts Besseres zu tun, als all dies in den immer noch kriegsgebeutelten Libanon zu schleppen. Zunächst noch "eingebettet" in eine offizielle Delegation des deutschen Außenministers, sucht Lenz bald tiefer ins Herz der Finsternis einzudringen, ein phantasmagorisches, verschneites Baalbek, um schließlich aus den dröhnenden Discos Beiruts im Fieberwahn in gefährliche Wüsten zu fliehen. In anderen Werken des auch als Dramatiker und Lyriker hervorgetretenen Albert Ostermaier wurde der expressionistische Beat und das Pathos bisweilen durch Humor gebremst und gebrochen. Hier ist davon leider keine Spur, dafür reiht sich eine missglückte Metapher an die nächste. TL