Wein oder nicht

Marianne Schreck, Birgit Wittstock, Christopher Wurmdobler
Kolumnen, FALTER 24/2015 vom 10.06.2015

Hamlet" heißt das Stück, das Lustspielhausdirektor Adi Hirschal heuer im Theaterzelt Am Hof auf den Spielplan geschrieben hat - natürlich wieder verwienerlicht von Dichter Franzobel als "bodenständige Posse in Nestroy'scher Manier". Und wir rechnen damit, dass etwas faul ist im Staate Ottakring oder so. Jedenfalls wurde das traditionell temporäre Lustspielhaus vergangene Woche bereits geliefert in barocker Manier; Premiere ist aber erst Mitte Juli. In der Wiener "Hamlet"-Fassung, so viel darf man schon verraten, ist übrigens ausgerechnet Ophelia (gelustspielt von Carola Pojer) die einzig Vernünftige. Wein oder nicht Wein, das wird wohl die Frage sein.

Der anfangs klimatechnisch schön abgekühlte Vorführraum bei der Show der Angewandten in der Kunsthalle im MQ wurde mit zunehmender Publikumsmasse wieder auf gefühlte Körpertemperatur aufgeheizt. Aber das stimmte schon, ging es ja hier um den hot shit. Über 200 Kreationen der Modeklasse unter der Leitung von Hussein Chalayan und der Konzeption von Claudia Reifb erger gingen über den Laufsteg. Hier bekam man vieles (auch nicht) zu sehen: von der künftig gendergerechten und obendrein sexy Brautmode von Attila Lajos über den auch jenseits von Modekontexten tragbaren Schnitt einer Mila Petrova, die auf eher dunkle, glänzende Stoffe setzte, bis hin zum Star des Abends, Kenneth Izedonmwen . Hier stimmte alles. Die instrumentale Musik von Gil Scott-Heron, die fließenden Stoffe unterschiedlicher Materialien und Farben, die aufgeschlitzten Hosenbeine und die bequemen Lackschuhe machten eines schmerzlich bewusst: Männer sind die witzigeren Mannequins, zumindest für diesen Abend.

In Würde altern, das ist nicht jedermanns Sache. Vor allem C-Promis ab 40 schwindeln gerne, was das Alter betrifft. So auch Christine Lugner, die dieser Tage in aller Stille ihren 50er feiert. Wie eines der U-Bahn-Blätter exklusiv aufdeckte, ließ sich das Ex-Mausi vergangene Woche im engsten Kreis beim Do & Co hochleben. Ganz geheim, versteht sich. Gratulationen lehnte sie ab, ebenso wie den Fünfer vor dem Nuller.

Apropos vergängliche Schönheit: Ein unglaublicher Coup scheint dem Gewinner der Castingshow "Austria's Next Topmodel" gelungen zu sein: Oliver Stummvoll durfte tatsächlich einmal in echt Model spielen. Und zwar für Versace. Hoffentlich hat er beim Shoot auch wirklich alles gegeben.

Vergangenes Wochenende war es so weit: Das erste Rock in Vienna wurde dreitägig auf der Donauinsel begangen. Erwartet wurden harte Gitarrenriffs, Sex, Drugs & Rock 'n'Roll. Ganz so ausschweifend war's dann aber doch nicht. Lediglich 64 Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz kamen in den drei Tagen auf rund 80.000 Besucher. Also eigentlich nicht weiter der Rede wert. Der Rest folgte streng den Vorschriften der Szene: Die Fans trugen brav ihre Metal-Uniformen, es wurde ordentlich gepost, gebangt und fies grimassiert, während Metallica und Co in gewohnter Routine die Schlechtigkeit der Welt begrölten. Das Line-up mit einstigen Größen wie Body Count, Faith No More, Testament, Limp Bizkit und Kiss erweckte den Eindruck, seit den 1980ern wäre kein Tag vergangen. Nur dass die Helden von früher inzwischen ältere Herren geworden sind, aber das ist egal, denn im Metal geht es schließlich nicht um gutes Aussehen. Auch im Publikum machte sich der Generationswechsel deutlich bemerkbar: Da schüttelten grauhaarige Familienväter neben Teenies die Köpfe. Rebellion ist eindeutig anderswo.

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