Zur rechten Zeit verliehen: der Leon-Zelman-Preis
Leon Zelman wäre dieser Tag 87 Jahre alt geworden. Zum dritten Mal wurde vergangenen Montag der Leon-Zelman-Preis verliehen. Preisträger war Robert Streibel, Leiter der Volkshochschule Hietzing, Autor zahlreicher Bücher und "Gedenkaktivist", wie ihn Autor Erich Hackl treffend nannte. Streibel schaffte es einmal, 50 Hietzinger Familien dazu zu bewegen, bunte Fahnen aus den Fenstern ihrer Wohnungen zu hängen, zum Zeichen, dass diese Wohnungen einst "arisiert" worden waren. Es gehe Streibel nicht um die Aufhängung von Gedenktafeln, sondern um lebendiges Gedenken, sagte Gerhard Baumgartner, der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, in seiner Ansprache.
Leon Zelman überlebte verschiedene KZs und Todesmärsche, verlor seine sämtlichen Verwandten und landete 1945 als Displaced Person in Ebensee. Er ging nach Wien und gründete hier später das Jewish Welcome Service, das jüdische Vertriebene und deren Verwandte nach Wien einlädt. Außerdem gründete er die angesehene Zeitschrift Das Jüdische Echo, die im Falter Verlag erscheint. Zelman starb vor acht Jahren.
Menschenrechte seien nicht teilbar, sagt Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der den Preis übergab. Wien betrachte sich als Stadt des Respekts. Gesprächsthema bei der Verleihung war natürlich Rot-Blau. Was Leon Zelman dazu gesagt hätte? Er wäre wütend gewesen. Sein Lebensziel war ein lebenswertes Wien, ohne Fremdenfeindlichkeit und Ressentiment.