Europa braucht sein eigenes Silicon Valley
Überwachung, digitaler Feudalismus und ein sterbendes Geschäftsmodell – der alte Kontinent verschläft gerade die zweite industrielle Revolution
Foto: Yu + Co Vimeo
Der serbische Premierminister Aleksandar Vučić, der tschechische Finanzminister Andrej Babiš, der ungarische Außenminister Péter Szijjártó, der österreichische EU-Kommissar Johannes Hahn und andere Politiker besuchten Mitte Juni das Europa-Forum Wachau in Stift Göttweig, um auf Einladung von Erwin Pröll über das Thema „Stößt Europa an seine Grenzen? Zur Rolle Europas in der Welt“ nachzudenken. Falter-Herausgeber Armin Thurnher war als „Querdenker“ eingeladen und hielt folgende Rede über die Lage der Medien in Europa.
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Wenn ich „europäische Medien“ sage, möchte ich nicht das Lied der fehlenden europäischen Öffentlichkeit singen. Mir scheint, mit fortschreitender Krise der EU stellt sich diese Öffentlichkeit auf eine paradoxe Weise her. Wir nehmen am schottischen Referendum Anteil, die griechische Krise spiegelt in Wirklichkeit unsere eigenen Probleme in der Auseinandersetzung mit dem Sparparadigma, die Krise in der Ukraine stellt uns vor die Frage, wieweit wir Europäer Alliierte oder Vasallen der USA sind. Angela Merkel ist sowieso unser aller Kanzlerin, „der einzige Mann in Europa“, wie der von mir verehrte Dichter Frederick Seidel fälschlicherweise sagt, aber dass ihr Handy vom Verbündeten und der Bundestag vom politischen Widersacher ausspioniert wird, hat sie hinzunehmen.