Die große Reform der Bildung wurde nur ein Reförmchen
Es sollte der große Wurf werden, der Beweis, dass die rot-schwarze Bundesregierung in der Lage ist, Großes zu bewegen.
Den Ankündigungen bei der Bildungsreform folgten eher kleine Taten. So wird es den Ländern nicht freigestellt, ob sie die Gesamtschule von Sechs- bis 14-Jährigen einführen. Jedes Bundesland darf höchstens 15 Prozent der Schulen als Gesamtschulen führen. In diesem Punkt bremste die ÖVP die SPÖ ein, und das, obwohl nicht nur Wien, sondern auch die schwarz-grün regierten Bundesländer Vorarlberg und Tirol die Gesamtschule wollen. "Wir hätten uns da Weitreichenderes gewünscht", sagte die Vorarlberger Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP).
Einen Kompromiss gab es bei der Schulorganisation. Statt Landesschulräten soll es "Bildungsdirektionen" geben, die sowohl die Bundes- als auch die Landeslehrer verwalten. Der Bildungsdirektor wird auf Vorschlag des Landeshauptmanns bestellt.
Etwas mehr Autonomie erhalten die Lehrer, die künftig stärker vom Lehrplan abweichen können, und die Schuldirektoren, die sich ihre Junglehrer aussuchen dürfen. Für die Kleinsten enthält das Reformpapier eine Kindergartenpflicht ab dem vierten Geburtstag. Stellen die Kindergärtnerinnen aber keinen Förderbedarf fest, darf das Kind nach drei Monaten wieder bis zum fünften Geburtstag zu Hause bleiben.