Stadtrand Urbanismuskolumne
Ja, aber wenn ich nicht kurz stehen bleiben will
Sie! Ja, Sie! Bleiben Sie kurz stehen. Es geht um die Umwelt!", "Hi, guten Morgen! Kennen Sie schon den neuen Energy-Kaffee?" und das gute alte "Grüß Gott, wollen Sie nicht unsere Initiative zum EU-Austritt unterstützen?".
Der gemeine Großstädter stößt öfter, als ihm lieb ist, auf Kommunikationsangebote, die er weder wirklich braucht noch zwingend gesucht hat. Würde man auf dem Weg zur Arbeit jeder Aufforderung stattgeben, man würde sich jeden Tag für die Unterstützung dreier Umweltprogramme à zwölf Monate verpflichten, zwei Fitnessstudio-Abos abschließen und sicher eine halbes Kilo bedrucktes Papier in Empfang nehmen.
Doch Widerstand ist zwecklos. Zu gut arbeiten die, die ihre Angebote darbieten: Sie erstrahlen im Sichtfeld, lächeln gewinnend, laden für einen Moment alle ihre Lebenserwartungen in diesen einen Augenkontakt; und das dann eher immer so mittelerbauliche Gespräch hat schon begonnen.
Was bleibt am Ende? Wer es pünktlich, mit Kleingeld und ohne Papiermüll bis ins Büro schafft, ist ein schlechter Mensch oder ein gottverdammtes Genie.