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Vor 20 Jahren im Falter Wie wir wurden, was wir waren
Jörg-Haider-Ärgerwochen im Falter. FUCK stand auf dem Cover, und es war folgendermaßen ausbuchstabiert: Ugendlich, Charismatisch, Kärntnerisch - das F stand für F, wie die FPÖ unter Jörg vorübergehend hieß. Und in einem kleinen vorweihnachtlichen Ankündigungssternchen war zu lesen: "Kein Interview mit Jörg Haider". Der Falter nahm die Sache mit der Vorwahlberichterstattung diesmal wirklich ernst.
Also sollten Gespräche mit allen Spitzenkandidaten und -kandidatinnen geführt werden; Heide Schmidt (Liberales Forum) und Madeleine Petrovic (Grüne) waren schon im Blatte gewesen, Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Franz Vranitzky (SPÖ) hatten schon zugesagt. Nur einer erwies sich als schwierig: Jörg Haider. Sein Pressereferent, Peter Westenthaler, sagte uns am 7. November zu, ein Gespräch würde auf jeden Fall stattfinden; später sagte Haiders persönlicher Referent Karl-Heinz Petritz das Gespräch wieder ab. Thomas Seifert stellte Jörg Haider schließlich auf dem Wiener Meiselmarkt, wo dieser wahlkämpfte, und erhielt die Auskunft, nicht er, sondern bloß sein Pressereferent habe uns das Interview zugesagt. Außerdem gebe er einer Zeitung, deren Chefredakteur ein Bilderverbot gegen ihn verhängt habe, keine Interviews.
Die Reaktion des Falter war vorhersehbar. Es erschien eine Doppelseite mit dem Titel "Dr. Haiders Schweigen" und dem Untertitel "Wir erteilen ihm Bildverbot - er schlägt zurück mit Rede-Entzug. Wir sind untröstlich, meinen aber doch, Ihnen weder die Story des nicht zustande gekommenen Interviews noch unsere wohlvorbereiteten Fragen vorenthalten zu sollen. Wer Lust hat, kann die Antworten ausfüllen - oder von der F-Zentrale ausfüllen lassen."
Es folgte ein doppelseitiges Interview mit einem leeren Kasten für das Bild (Bildtext: "Obwohl sich der Chefredakteur bereits innerlich darauf eingestellt hatte, das Bilderverbot mittels einer selbst hergestellten Federstrichzeichnung zu durchbrechen, sollte es nicht dazu kommen"), zwei leeren Hervorhebungen (Jörg Haider: " ") und viel Weißraum zwischen den gut 30 ausformulierten Fragen.