„Wir nannten es einfach Merkel-Plan“
Gerald Knaus erklärt, wie sein Konzept zur Lösung der Flüchtlingskrise zuerst von Angela Merkel und dann von der Türkei akzeptiert wurde. Und was für Europa nun auf dem Spiel steht

Foto: Heribert Corn
Kommenden Donnerstag findet der nächste Gipfel zwischen der Türkei und der EU in der Flüchtlingsfrage statt. Beim vorangegangenen Termin zeigten sich Ähnlichkeiten der Positionen Deutschlands und der Türkei. Beide Länder vertreten Standpunkte, die eigentlich von Gerald Knaus stammen. Der Österreicher leitet den Thinktank European Stability Initiative (ESI), als Falter-Autor kommentiert er immer wieder die Lage, gerade bei Flüchtlingen. Diesmal wird er selbst befragt, bei Kaffee im Café Eiles sprach er über seine Mission zur Rettung des liberalen Europa.
Falter: Herr Knaus, wie wurden Sie zu Angela Merkels Berater?
Gerald Knaus: So würde ich mich selbst nie bezeichnen, denn der Begriff Berater ist in diesem Fall technisch nicht richtig. ESI ist ein unabhängiger Thinktank, wir schreiben seit 1999 Berichte und hoffen, dass sie von Entscheidungsträgern auch gelesen und für überzeugend befunden werden. Bei Merkel war es so, dass einige Leute in ihrem Umfeld unsere Vorschläge zur Flüchtlingskrise schon im September aufgegriffen haben. Ich war seither mehrmals im Auswärtigen Amt und im deutschen Bundeskanzleramt, ebenso wie in vielen anderen europäischen Hauptstädten, aber Merkel selbst habe ich in dieser Sache nie getroffen – das ist auch gar nicht notwendig.