Yoga und Buddhismus
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Superlative liefert Yoga im Moment zur Genüge. Schülerzahlen, Studios und Stile sprießen wie die Frühlingsblumen aus dem Boden, auch die Literatur ist mittlerweile unübersehbar. Der Bildband "Über Yoga" ist riesig, schwer, hochwertig gemacht - und einfach schön: vom 98-jährigen Yogi, der im Lotussitz auf dem Rücken schwimmt, oder mit Asche eingeriebenen Pilgern beim rituellen Fest Kumbh Mela über den lachenden Wegbereiter von Yoga im Westen, B.K.S. Iyengar, bis zu Supermodel Christie Turlington in der Position der Königstaube.
Nach der Lehre der Elemente in Kapitel eingeteilt und von kurzen Texten flankiert, bietet der Band ein grandioses und, zugegeben, manchmal fast kitschiges Gesamtbild des Yoga, das in den letzten Jahren nicht ohne Verluste in das Konzept von Lifestyle und Selbstoptimierung integriert wurde. Ein Geschenk für Aficionados und solche, die es werden wollen.
Michael O'Neill: Über Yoga. Die Architektur des Friedens. Taschen, 290 S., € 49,99
Buddhismus ist im Westen allgegenwärtig. Nur die wenigsten wissen aber, dass wir meist Varianten einer Erneuerungsbewegung des späten 19. Jahrhunderts präsentiert bekommen, die auf Erleuchtung durch Meditation aus war. Das frühbuddhistische System war dem Soziologieprofessor Werner Vogd zufolge eine philosophische Erkenntnislehre.
Es ist eine Pioniertat, ostasiatische Lehren einmal nicht den "Weisheitslehren" zuzuordnen und somit aus dem ernsthaften erkenntnistheoretischen Diskurs auszugrenzen. Vogd bietet aber ein Sammelsurium von Theoremen der Neurobiologie, Neurophänomenologie, Wahrnehmungstheorie, Linguistik auf, um seine These von der autopoetischen, rein konstruktiven Natur dessen, was uns als Welt und Selbst erscheint, zu belegen. Mit jedem Schritt macht er sich angreifbarer - dass er zu Generalisierungen neigt, macht sein Buch nicht überzeugender.
SEBASTIAN KIEFER
Werner Vogd: Welten ohne Grund. Buddhismus, Sinn und Konstruktion. Carl Auer, 269 S., € 37,10