Im blauen Land
In keinem anderen Bundesland konnte die FPÖ bei der Präsidentschaftswahl so sehr punkten wie im Burgenland. Ist das traditionell rote Burgenland gar das neue Kärnten?
Foto: Heribert Corn
Die Hauptstadt des Jemen sei in österreichischer Hand. Die Millionenstadt Sanaa würde geradezu geflutet von Steyr-Sturmgewehren, schreibt der Journalist Hisham Al-Omeisy am 6. April auf Twitter. Er nennt sie „Dead Man’s Gun“, weil sie massenhaft aus den Händen gefallener Soldaten gestohlen werde. Die von Saudi-Arabien geführte und logistisch von den USA, Großbritannien und Frankreich unterstützte Militärallianz bringt die Gewehre ins Land – sterben ihre Kämpfer, werden diese Waffen frei. Im Vergleich mit den gängigen Kalaschnikows scheinen ihm die österreichischen Gewehre „wie Kinderspielzeug“, schreibt Al-Omeisy.
Österreich will das alles nicht. Durch den lange währenden Frieden in Europa, das Bekenntnis zur Neutralität und die Branchenskandale der vergangenen Jahrzehnte ist das Verständnis für Waffenexporte geschrumpft, die Industrie verkommt zusehends. Fürs Aufzählen der großen verbliebenen Player am Markt reichen heute drei Finger: Glock, Steyr, Hirtenberger. Das neutrale Österreich will nicht, dass mit seinen Waffen Kriege geführt werden. Will nicht, dass durch seine Exporte Unschuldige getötet werden. Will nicht, dass Böse seine Waffen tragen.
Dabei wären Österreichs Waffen weltberühmt. Sie gelten auch unter widrigsten Umständen als zuverlässig, was sie zur ersten Wahl vieler Militär- und Polizeistaffeln macht. Das FBI verwendet Glock-Pistolen, Soldaten auf der ganzen Welt werden auf dem Steyr AUG eingelernt. Nur die österreichischen Behörden kaufen wenig. Die ersten Sturmgewehre des Bundesheeres werden bald 40 Jahre alt – und schon lange nur mehr zum Exerzieren verwendet. Die österreichische Polizei ist gut mit Glock versorgt. Einzig die Sondereinheit Cobra gönnt sich manchmal den neuesten Stand der Technik. Weil die Mitarbeiter der österreichischen Waffenindustrie aber ein paar tausend Familien zu ernähren haben, müssen ihre Arbeitgeber das Geschäft anderswo machen. Nämlich mit den Verteidigungs- und Innenministerien der restlichen Welt. Die Exportquote der Branche grenzt an die 90 Prozent.