Stadtrand Urbanismus
Des Nachbarn alte Kleider
Weil wir im Grunde genommen alle -der eine mehr, die andere weniger -längst dem Konsumwahn erlegen sind, gibt es in Wien an gefühlt so ziemlich jeder Ecke Altkleidercontainer, in denen man Ausgemustertes zugunsten diverser Sozialprojekte einwerfen kann. Allerdings darf man sich da keine Illusionen machen: Der Großteil dieser Altkleiderspenden landet nicht kostenlos bei Bedürftigen. Der Handel mit abgelegtem Gewand ist nämlich längst ein Riesenbusiness, mit dem sich in Afrika nicht wenig Geld machen lässt. Trotzdem fühlt es sich besser an, Zeug, das man nicht mehr brauchen kann, in diese Container zu stecken, als es in den Müll zu werfen.
Nicht selten kann man dabei auch gleich potenzielle Abnehmer kennenlernen. So wie neulich, neben einem Meidlinger Gemeindebau: "Stelln Sie's gleich daher", dirigierte die alte Dame schnaufend, den regennassen Pulli und die Haare am Leib klebend. Bis zum Anschlag steckte sie mit dem Arm im Caritas-Container, um nach Wäschesackerln zu fischen. Dann zog sie einen Regenmantel aus dem Sackerl. "Schee", sagte sie und stopfte den Rest in den Container. Perfektes Thirdhand.