Die Alt-Wien-Kindergärten sind wohl Geschichte. Und jetzt?

Politik, FALTER 32/2016 vom 10.08.2016

Ab 1. September sind die Kindergärten Alt-Wien mehr als bloß alt: Dann werden sie Geschichte sein. Die 33 Standorte werden zusperren, fast 300 Mitarbeiter beim AMS angemeldet sein, die Eltern von 2276 Kindern werden einen neuen Kindergarten gefunden haben. Warum?

Alt-Wien ist einer der größeren Vereine, die private Kindergärten in der Stadt betreiben - jedes 50. Kindergartenkind ist hier untergebracht. Dafür bekam der Vorstand, Richard Wenzel, eine Million Euro Förderung im Monat. Die er nicht immer wie vereinbart verwendet haben soll.

"Das war teils abenteuerlich", sagt die Leiterin der Wiener Kindergärten, Daniela Cochlar, was in der Buchhaltung des Vereins gefunden wurde. Zwischen 2009 und 2014 habe der Verein insgesamt 6,6 Millionen Euro zweckwidrig verwendet.

Nämlich für andere Besitztümer der Wenzel-Familie. Darunter ein kleines Schloss in Bad Aussee, das als Feriencamp genutzt wird, eine Reit-und eine Ballettschule. Die sind von den Kindergärten mitbenutzt worden, seien aber nicht Zweck der Förderung gewesen. Wenzel selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Ein halbes Jahr lang hat die Stadt jetzt mit dem Verein um eine Lösung verhandelt -bisher hat er die geforderten Dokumente nicht eingebracht. Beim Verein Alt-Wien heißt es, sie hätten ein neues Finanzierungsangebot einer Bank, die Verhandlungen würden bis Ende der Woche dauern. Cochlar glaubt nicht daran: Die Stadt wird die Förderungen mit Anfang September einstellen.

Was bedeutet das für die Kinder? Es gäbe derzeit weit mehr als 2000 freie Plätze in anderen Kindergärten, versichert Cochlar. Für jedes Kind könne ein neuer Platz gefunden werden, wenn man in der Entfernung zum Wohnort Abstriche macht.

Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass einzelne Standorte von anderen Vereinen übernommen werden. Das könnte sich aber schwierig gestalten, weil einige der Immobilien ebenfalls Familie Wenzel gehören.

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