Russisch betrachtet

Autoritäre Linke und Rechte in Westeuropa verehren Wladimir Putin. Und sie vertrauen auf Russia Today als Informationsquelle

Sibylle Hamann
MEDIEN, FALTER 44/16 vom 31.10.2016
Screenshots: deutsch.rt.com

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Russen haben es gut, gibt es doch in Russland die berühmten russischen Wälder. „Den Wald betraten wir wie ein geheimnisvolles Schloss, mit gedämpften Stimmen“, schreibt der Reporter ehrfurchtsvoll. „Die Tannen empfingen uns mit Stille. Nur die Wipfel bewegten sich leicht im Wind.“ Nicht nur das Naturerlebnis beflügelt, sondern auch das, was es im russischen Wald zu finden gibt: „Die zunächst andächtige Stimmung war schnell in ausgelassene Freude umgeschlagen. Ich war berauscht von den zarten Gelb-, Braun- und Grautönen und dem Geruch von Pilzen.“

Hellbraune Opjata kann man sammeln, weiß-bräunliche Goworuschka, hellbraune Lakowitsa, in großen Körben, ganz umsonst, ein Festmahl auch für arme Leute. Zumal man in Russland auch noch die Hausfrauentugenden des Einkochens und Einweckens beherrscht: Die Pilze werden „gewaschen und etwa 40 Minuten in Wasser gekocht, der sich bildende Schaum abgeschöpft und in Salzlauge mit Gewürzen eingelegt“. Dann hat man Vorrat für den Winter. Was für ein Glück.

Deutlich schlechter geht es hingegen all jenen Armen, die nicht in Russland, sondern in Deutschland leben müssen. Arme Deutsche sammeln keine duftenden Pilze, sondern dreckige Pfandflaschen, um sie anschließend im Supermarkt gegen ein paar Cent einzutauschen. Doch zumindest das Nachrichtenportal RT nimmt sich ihrer an. Obdachlose, die sich suchend über öffentliche Mistkübel beugen, sind auf dieser Website ein häufig verwendetes Bildmotiv, um die soziale Lage in Deutschland zu illustrieren.

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