Bürokratie der Gerechtigkeit
Mit einem Festakt im Parlament endet die Arbeit des Entschädigungsfonds für die Opfer der NS-Zeit. Ein historischer Augenblick
Bitte blättern Sie nicht weiter, wenn Sie den Titel der Veranstaltung lesen: "Empfang zu Ehren des Antragskomitees des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus". Hinter diesem bürokratischen Begriffsmonster steht eines der größten Projekte der Zweiten Republik: die finanzielle Entschädigung von Menschen, deren Vermögen von den Nationalsozialisten geraubt wurde.
Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) lud am 4. April jenes Komitee ein, das in den vergangenen 16 Jahren darüber entschieden hatte, welche Opfer Geld bekommen und welche nicht. Säulen und auf antik gemachte Ornamente zieren den Raum, in dem Bures die Arbeit der Mitglieder lobte.
"Man musste zuhören und menschlich handeln", sagt der britische Diplomat Sir Franklin Berman, 78, der dem Gremium ehrenamtlich angehörte. Das Komitee entschied über 20.700 Anträge, eine Zahl, hinter der ein gewaltiger technischer und psychologischer Aufwand steckt. Nach Jahrzehnten des Täuschens und Lügens erklärte