Theater Kritik
Die Instant-Dystopie-Generierungsmaschine
Schneller geht es fast nicht. Donald Trump hatte sein Amt als US-Präsident kaum angetreten, da hatte der US-Pulitzerpreisträger und oscarnominierte Drehbuchautor Robert Schenkkan schon in einem abendfüllenden Dialog die möglicherweise unvermeidliche, hier geradezu erschreckend logisch scheinende Konsequenz dieses Ereignisses skizziert.
Noch ist Schenkkans Dystopie nicht wahr geworden, aber auch noch nicht unmöglich gemacht. Denn "Building the Wall" ist 2019 angesiedelt. Trump wurde gerade abgesetzt (hat sich also eh recht lange gehalten). Ein Mann namens Rick sitzt im Gefängnis und wird dort von der Historikerin Gloria befragt. Was genau er im Namen der damaligen Regierung verbrach, kommt im Laufe des 85-minütigen Interviews ans Licht. Mit Hebammentechnik holt Gloria aus Rick dessen Werdegang vom Möchtegern-Security zum Gefängnisbetreiber und Trump-Fan heraus, dem besonders die "humorvollen" Auftritte des Kandidaten im Wahlkampf imponierten. Unmerklich geht die Erzählung von Historie in Spekulation über: Als Rick mit der Verwaltung eines statt der Mauer Richtung Mexiko notdürftig eingerichteten Lagers für Schubhäftlinge betraut wurde, griff er zu drastischen Mitteln.
Regisseurin Joanna Godwin-Seidl hat ihrer Vienna Theatre Company nicht weniger blitzartig die Rechte für eine Aufführung gesichert und eine lupenreine Inszenierung hingelegt, die der anglophonen Regietradition von "Trust the play" und "Less is more" verpflichtet ist. Eine einzige Lichtstimmung -kaltes Knastlicht -, eine das Gefängnissetting hinreichend andeutende Ausstattung und das perfekte Timing der exzellent besetzten Schauspieler Dave Moskin und Flo Wilson - mehr wäre zu viel. Zuseher sollten wirklich gut Amerikanisch verstehen.
Theater Drachengasse, Fr, Sa (letzte Vorstellung) 20.00