Sie nannten ihn Margarita

Der ehemalige Club Transporter ist jetzt die nächste etwas andere Pizzeria

Florian Holzer
07.11.2017

Foto: Heribert Corn

Er komme ja aus Berlin, erklärt Nikolai Kölbl, und da hätte bei den Partys seiner Jugend der Schlachtruf „Randale“ gelautet. Der Innenminister kann die Truppen also wieder zurückziehen, gemeint ist damit keine Aufforderung zum zivilen Ungehorsam, sondern ein Ausdruck der Freude und der Ausgelassenheit.


Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Ausnahmsweise lesen Sie diesen Artikel kostenlos. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement oder testen Sie uns vier Wochen lang kostenfrei.

Kölbl, der vor sieben Jahren als Koch in der Weinschenke anfing, dann dort Partner wurde, die Karte auf Edel-Burger umstellte, vor zwei Jahren ein zweites Lokal am Karmelitermarkt, heuer im Frühling ein drittes am Siebensternplatz und davor auch noch eine Toasteria in der Praterstraße aufmachte, sagt, dass er Pizza schon lange im Fokus gehabt habe. Und dass er mit Lokal-Aufsperren jetzt einmal Pause machen wolle.

Das kann man ihm glauben oder nicht, das Konzept der in den vergangenen Wochen soft gestarteten Pizza Randale wirkt jedenfalls recht ausgearbeitet und keinesfalls wie ein gastronomischer Hüftschuss: Der Pizzaofen wird mit Gas befeuert und zählt aufgrund einer speziellen Heißluftverwirbelung zu den besten seiner Art; das Mobiliar wurde aus Stahl und altem Holz aus einer Sammlung, derer Kölbl habhaft werden konnte, gebastelt; das riesige Porträt von Bud Spencer stammt – wie auch Gérard Depardieu in der Weinschenke I und Marlon Brando/Vito Corleone in der Weinschenke II – von Sarah Gruber.

Und dann konnte Kölbl auch noch Carmine Cilentro ins Team holen, einen jungen Mann mit zunehmend prächtigem Bart aus Battipaglia, der in den vergangenen Jahren überall dort gute Pizzen machte, wo das gerade gefragt war, in der Pizza Mari’, im La Delizia, im Pizza Posto 22, im Kitch.

Und mit dem sich schließlich Nikolai Kölbl zusammensetzte, um das Thema Pizza einmal so frisch anzugehen, wie er es mit dem Burger und dem Toast machte: etwa die Pizza „Spencer“ mit Black-Angus-Roastbeef, gelben und roten Tomaten, Büffelmozzarella, Rucola und Zitronenöl; oder „Alba“ mit geräuchertem Provola-Käse, braunen Champignons, Trüffelöl, Walnüssen, Wildschwein-Salsiccia und Basilikum; oder „Wiener Blut“ mit Tomatensauce, Provola, Blutwurst, Apfel und Majoran, „wobei es gar nicht so leicht ist, einen Italiener davon zu überzeugen, nicht-italienische Zutaten auf eine Pizza zu legen“.

Bei der „Bud“ war das eh nicht der Fall, Tomatensauce, Mozzarella, Wildschwein-Salsiccia, Pancetta und Cime di Rapa gingen da eine – wiewohl nicht klassische – extrem schöne italienische Harmonie ein, definitiv eine tolle Pizza (€ 13,90).

Was kann man sagen? Das hier ist lustige Pizza mit feinen Zutaten in Kombination mit einem Lokal, das irgendwie immer noch ein bisschen wie die alte Club-Höhle Transporter aussieht, gutes Bier und ein paar ordentliche Weine – man glaubt es zwar kaum, aber da dürfte tatsächlich noch eine Nische gewesen sein, die Pizza Randale hat in der Tat noch gefehlt.

Resümee:

ANZEIGE

Eine hippe Kreativ-Pizzeria und der ehemalige Underground-Club Transporter gehen hier eine erstaunlich harmonische Symbiose ein.

Pizza Randale
5., Kettenbrückeng. 1
Tel. 0650/855 07 72
So–Mi 16–1, Do–Sa 16–4 Uhr
www.facebook.com/pizzarandale

Fanden Sie diesen Artikel interessant? Dann abonnieren Sie jetzt und bleiben Sie mit unserem Newsletter immer informiert.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden Sie in unserem Archiv.

12 Wochen FALTER um 2,50 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!