Im Netzwerk der Städte
"Smart" sind Metropolen vor allem dann, wenn sie sich untereinander vernetzen. Wien steht dabei noch am Anfang. Warum eigentlich?
Der ehemalige Finanzminister und Shooting-Star der FPÖ (und später der ÖVP) sitzt also auf der Anklagebank. Um ihn herum sitzen die einst mächtigsten Lobbyisten, Banker und Baumanager der Republik. Direktoren der Raiffeisen-Bank, ehemalige FPÖ-Spitzenpolitiker und ein Chef-Lobbyist der blau-schwarzen Regierung.
Ohne Zweifel: Der Fall Karl-Heinz Grasser, der nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe endlich beginnen soll, ist der größte und spannendste Korruptionsprozess der Zweiten Republik.
Worum genau geht es dabei? Seit mehr als 14 Jahren begleitet der Falter die Geschäfte des ehemaligen Finanzministers. Dabei fiel eines auf: Seine engsten Freunde wurden während oder kurz nach seiner Amtszeit sehr, sehr reich, etwa weil sie Provisionen rund um die Privatisierung von 60.000 Buwog-Wohnungen einstreiften. Es sind Geschäfte, die Grasser zu verantworten hatte. Walter Meischberger, sein Trauzeuge, Peter Hochegger, sein Berater und späterer Geschäftspartner, und Ernst Karl Plech, sein Immobilienberater und von ihm eingesetzter Buwog-Aufsichtsrat, sie alle hatten auf einmal Millionen auf Offshore-Konten. Die große Frage, die nur das Schöffengericht klären darf, lautet also: Hat sich ein Finanzminister der Zweiten Republik im großen Stile bestechen lassen? Und wenn ja, wie geschah das?