Der französische Schriftsteller Tanguy Viel erzählt in "Selbstjustiz" die Geschichte einer sozialen Talfahrt. In seinen vorigen Büchern bediente er sich beim Film noir, bei klassischen Gangstergeschichten oder bei der Nouvelle Vague, diesmal liefert er einen als Kammerspiel im Gerichtssaal inszenierten Sozialthriller.

Das zentrale Ereignis wird bereits auf den ersten Seiten verraten: Ein Mann findet sich plötzlich im kalten Meer wieder, seine Kleidung ist schwer vom Wasser, die bretonische Küste zu weit entfernt, als dass er sie aus eigener Kraft erreichen könnte. Ein Unfall war dieser Sturz über die Reling nicht.

Der Gefährte, mit dem er auf einem Boot unterwegs war, macht keine Anstalten ihn zu retten: "Kurz darauf sah ich zu, wie er mit seinen schweren Armen auf das Meer einschlug, der Schaum, den er herumschaufelte, ließ mich gleichgültig. Vielleicht hielt er es noch für einen schlechten Scherz. Vielleicht dachte er noch, er könne zu einem Felsen gelangen, vielleicht zu einem,