Am Apparat Telefonkolumne

Was macht die Junge Volkspartei in Ihrem Kino, Herr Wegenstein?

Interview: Barbara Tóth
Politik, FALTER 02/18 vom 10.01.2018

Das Wiener Schikaneder ist nicht nur Kino und Bar, sondern seit vielen Jahren ein Treffpunkt und Veranstaltungsort für unterschiedlichste subkulturelle Milieus. Weil die Junge Volkspartei das Lokal für eine Veranstaltung gemietet hat (diese ist für 9.1., also nach Redaktionsschluss des Falter, angesetzt), entlädt sich nun über das Schikaneder ein Sturm der Empörung. Schikaneder-Betreiber Johannes Wegenstein erklärt, was da passiert ist.

Wie kam es zu der Vermietung?

Wir haben eine Anfrage erhalten, dass sich Neumitglieder der JVP per Videobotschaft einander vorstellen wollen und einen Kinosaal suchen.

Ist es üblich, dass Parteien Veranstaltungen im Schikaneder machen?

Es haben auch Grüne und SPÖ hier schon Räume gebucht. Diesmal ist uns aber ein Fehler unterlaufen.

Welcher?

Die Anfrage kam, als ich auf Urlaub war. Es wurde der JVP leider nicht erklärt, unter welchen Bedingungen so ein Event stattfinden darf. Im Schikaneder ist es Gesetz, dass Parteiveranstaltungen privat durchgeführt werden können, aber nicht öffentlich als solche sichtbar gemacht und beworben werden dürfen.

Warum?

Weil sich das Schikaneder nicht von einer politischen Gesinnung -radikal oder nicht - vereinnahmen lässt.

In Social-Media-Beiträgen war von "Hochverrat" die Rede. Hat Sie das Ausmaß der Empörung überrascht?

Das hat mich überrascht, und trotzdem verstehe ich die Besorgnis, dass sich ein Ort der Subkultur an das Establishment anbiedern könnte.

Haben Sie überlegt, die Veranstaltung abzusagen?

Mehrfach. Aber die JVP ist ja keine Verbrecherbande. Und es wäre eher ein Verrat an den Idealen des Schikaneder und unserem Grundsatz, den Austausch verschiedener Positionen zu ermöglichen, wenn wir ein paar konservative Teenager aussperren würden. Einige von ihnen zählen übrigens zur Stammkundschaft des Schikaneder.

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