Zeit am Schirm
Das Mixen von Genres in TV-Serien treibt immer seltsamere Blüten. Die neueste stammt aus Spanien, eine Netflix-Produktion mit dem Titel "Die Telefonistinnen". Die Geschichte spielt im Madrid des Jahres 1928 und erzählt von der ersten Telefongesellschaft, die in der Metropole ihre Tore öffnet. Hier erhalten junge Frauen die Möglichkeit, sich in einer von Männern - autoritären Vätern und hinterfotzigen Gatten - dominierten Welt selbst zu verwirklichen.
"Die Telefonistinnen" mischen Emanzipationsgeschichte mit den Klischees romantischer Liebe, die Unschuld vom Lande schmachtet trotz unabhängigen Angestelltendaseins dem Verflossenen hinterher. Auch formal zelebriert die Serie den Bruch: Statt wie andere Filme über die Zeit des großen Gatsby das Jazzorchester aufswingen zu lassen, tanzt der Büronachwuchs zu Elektropopdiscotrash im Art-déco-Theater. Die Anhänger des eleganten Verfremdungseffektes werden über diese feministisch-surrealistische Drei-Peseten-Oper-Telenovela erfreut sein und vergnügt den Schnurrbart zwirbeln.