Von der Hure zur Heiligen
Vorösterliches Kino: "Maria Magdalena" hat auch für Menschen ohne christlichen Glauben eine Botschaft
Foto: Heribert Corn
Vor 80 Jahren marschierten die Nazi-Truppen in Österreich ein. Die ORF-Sendung „Im Zentrum“ machte dieses Ereignis zum Thema einer Diskussionsrunde. Einer der Gäste war der Maler und Musiker Arik Brauer, der die Gewalt des Jahres 1938 am eigenen Leib erfuhr. Brauers Vater wurde im KZ ermordet, Brauer selbst überlebte in einem Versteck.
In der Diskussion kamen auch die rechtsextremen Liederbücher von Burschenschaften zur Sprache, deren Mitglieder heute teilweise in der Regierung sitzen. Brauer überraschte mit der Aussage, dass er den Antisemitismus der schlagenden Verbindungen für harmlos halte. Als Jude habe er mehr Angst vor den Arabern, die mit der Flüchtlingswelle 2015 ins Land kamen. Sind Jüdinnen und Juden, 80 Jahre nach den Novemberpogromen, wieder bedroht? Brauers Einschätzung war ungeheuerlich genug, um bei ihm genauer nachzufragen. Wenige Tage nach der Sendung lud er den Falter in sein Währinger Atelier.
Falter: Herr Brauer, Sie haben gesagt, dass man als Jude in Wien keine Angst mehr vor Nazis zu haben braucht. Der Judenhass gehe heute nämlich von Zuwanderern aus dem arabischen Raum aus. Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?