Palast mit Barrieren
Die Stadt Wien baut nun doch ihr historisches Museum neu. Die Entscheidung ist richtig, hat aber ihre Tücken
Lorenz K., wie er sich auf Facebook präsentierte: „Irgendwann ist er nur noch vor dem iPhone gehängt“ (Foto: Screenshot Facebook)
Das Publikum im Saal 211 kann den Film nicht sehen. Die Monitore sind zur Richterbank gedreht, nur der Ton ist zu hören. Wer den Geschworenen ins Gesicht schaut, ahnt etwas von dem Grauen, das im Video zu sehen ist. Es beginnt mit sanften Chorälen, „Vorwärts! Vorwärts!“, singen die Männer. Dann Gewehrsalven. Es wird nun ruhig. Man vernimmt ein Knirschen, ein merkwürdiges dumpfes Geräusch.
Die Gesichter der zwölf Geschworenen, vier Männer, acht Frauen, zucken zusammen. Irritiert wenden manche immer wieder den Blick ab. Auch die schwer bewaffneten Justizwachebeamten mit den kugelsicheren Westen kneifen die Augen zu. Eine Geschworene hält, wie ein kleines verängstigtes Kind, ihre Finger vor die Augen.
„Ich stelle jetzt sicherheitshalber die Frage, ob sie das weiter sehen wollen“, fragt der Richter. „Ich möchte es nicht sehen“, sagt eine Geschworene. „Nein“, bitten auch die anderen.