Die Bewegung 7. Juni
Vor 50 Jahren fand in einem Wiener Hörsaal "Kunst und Revolution" statt. Wie wichtig war die "Uniferkelei"?
Foto: Heribert Corn
Johanna Rachinger ist eine große Frau. Ihr Auftreten ist herrschaftlich, ihre Haltung kerzengerade, ihr Gesichtsausdruck freundlich, mit einem strengen Zug um den Mund, ihre Augen hell und wachsam. Als Kind liebte sie Pippi Langstrumpf und borgte sich das Buch über das widerständige Mädchen in der Pfarrbücherei im oberösterreichischen Putzleinsdorf aus.
Seit 2001 ist Rachinger Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek und trägt die Verantwortung für über 3,9 Millionen Bücher, über drei Millionen Bilddokumente, 674 Globen, über 140.000 Papyri und viele Objekte, Handschriften und Druckwerke mehr. Das Kulturimperium ist heuer 650 Jahre alt geworden, Rachinger leitet es seit nicht einmal zwei Jahrzehnten und hat es vollkommen verändert. Die etwas vertaubte, ehrwürdige Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) wurde zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen. Wer ist Johanna Rachinger?
Stets professionell, perfekt in Wort und Auftreten, wurde die 58-jährige zum Synonym für die ÖNB. Angetreten ist sie nicht als Intellektuelle oder Wissenschaftlerin, sondern als Servicemanagerin. Auch heute verbindet man sie mit positiven Bilanzen viel mehr denn mit Büchern.