Am Apparat Telefonkolumne

Was schützt Frauen besser vor häuslicher Gewalt, Frau Logar?

Interview: Nina Horaczek
Politik, FALTER 25/18 vom 20.06.2018

Ende Mai erstach ein Mann seine Frau in Wien auf offener Straße. Kurz darauf erschoss ein Mann seine Ex-Partnerin. Der Täter war amtsbekannt und hatte gedroht, die Frau umzubringen. Rosa Logar von der Interventionsstelle gegen Gewalt fordert die Einrichtung einer Kommission zur Analyse der Mordfälle und verstärkte Schutzmaßnahmen für Opfer häuslicher Gewalt.

Wie verhindert man solche Morde?

Viele Mordfälle haben eine Vorgeschichte. Es ist wichtig, Gefährdungen frühzeitig zu erkennen. Wir hatten in Wien bis vorigen Herbst jeden Monat eine multiinstitutionelle Fallkonferenz, auf der sich Polizei, Staatsanwaltschaft, Interventionsstelle, Bewährungshilfe und andere darüber austauschten, wie gefährlich einzelne Gewalttäter sind. Das fehlt.

Warum gibt es das nicht mehr?

Weil die Wiener Polizei der Meinung war, dass man solche regelmäßigen Konferenzen nicht benötigt. Das ist sehr schade, weil es dringend mehr Sofortschutzmaßnahmen für Menschen braucht, die von häuslicher Gewalt bedroht sind.

Was kann in solchen Fällen konkret getan werden?

Es gibt, und das ist wissenschaftlich belegt, 20 verschiedene Gefahrenanzeichen. In einer solchen Konferenz werden einzelne Fälle aus verschiedenen Perspektiven analysiert, und man bekommt ein umfassenderes Bild der Gefahr, die von einem Gewalttäter ausgeht.

Was sollte noch passieren?

Wir würden uns wünschen, dass das Justizministerium eine Kommission einrichtet, die untersucht, wieso es jetzt wieder mehr Mordfälle gibt und wie man die Frauen besser schützen kann.

Helfen höhere Strafen bei Gewalt-und Sexualdelikten?

Höhere Strafen greifen erst, wenn es schon zu spät ist. Wir brauchen mehr Schutz im Vorfeld. Bei gefährlichen Tätern reicht keine Wegweisung. Wer seiner Partnerin mit dem Umbringen droht oder sie mit einer Waffe bedroht, muss daran gehindert werden, die Tat auszuführen, auch mit Untersuchungshaft.

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