Das Märchen der Wunderdroge
Ein wissenschaftliches Fake-Journal preist GcMAF als Heilmittel gegen Krebs und Autismus. Der Fall zeigt, wie Scharlatane den Wissenschaftsjournalismus unterwandern

Illustration: Georg Feierfeil
Das Wichtigste zuerst: Erna ist tot. Hans ist tot. Kazim ist tot.* Das angebliche Wundermittel, das sie sich spritzen ließen, hat keinem von ihnen geholfen. Erna, Hans und Kazim waren todkrank. Sie hatten noch in ihren letzten Monaten auf Heilung gehofft. Und dafür bezahlt.
Erna, Hans und Kazim sind das Ende einer großen Geschichte, die verheißungsvoll begann. Es ist die Geschichte über GcMAF, das in obskuren Internetforen noch immer als Allheilmittel gefeiert wird. Eine Geschichte über Hoffnung und Tod, über Verzweiflung und Betrug. Aber vor allem eine Geschichte über die Gefahr pseudowissenschaftlicher Studien, über Fake-News in der Wissenschaftspublizistik. Über ein Verbrechen, wenn man so will.
Moskau, 25. November 2016. Im Konferenzraum eines Nobelhotels hält ein Brite einen Vortrag mit dem Titel „Die 50 Krankheiten und 33 Krebserkrankungen, die erfolgreich mit GcMAF behandelt wurden“. Der Mann heißt David Noakes, schwarzer Anzug, triumphierende Stimme. Er sagt: „Wir versuchen Krebs mit GcMAF komplett auszumerzen. GcMAF hat keine Nebenwirkungen. Je mehr GcMAF man nimmt, desto besser geht es einem.“