Die Giftköche und die Gerüchteköche des Kreml
Russische Journalistinnen und Journalisten im Exil leben in ständiger Angst. Bewusst gestreute Falschmeldungen über Vergiftungen sollen sie weiter verunsichern. Eine Rekonstruktion
Trifft man Martina Salomon für ein Interview, ist die 56-Jährige gelassen, freundlich und eloquent. Beantwortet Fragen nach ihren Fehlern ehrlich ("Ich hätte nicht in jeden Krieg ziehen müssen"), nach den Zukunftsplänen für den Kurier, dessen Chefredakteurin sie ab 1. Oktober sein wird, professionell-distanziert ("Ohne Paid Content geht's nicht"), und nach ihrer politischen Ausrichtung mit Abgeklärtheit: Ja, bürgerlich sei sie, "aber dann heißt's gleich im Falter, ich bin ÖVPlerin".
Nur auf die Frage, ob an dem Gerücht etwas dran sei, dass es künftig beim Kurier zu von der Regierung erwünschten Postenwechseln kommen könnte, reagiert sie mit Schärfe: Anders als viele andere Journalisten sei sie "never ever" mit einem Politiker auf Urlaub gefahren. "Ich habe wirklich gar keinen Bock darauf, in irgendein ideologisches Eck abgedrängt zu werden." Dass sich die Regierung hier etwas wünschen könne, sei "dummes, simples Denken".
Ist es das? Man könnte aktuelle Veränderungen in