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Seine Freunde sagen, er habe damit gerechnet. Er wusste, wie gefährlich das Leben in der Türkei für ihn geworden war. Am Dienstag gegen fünf Uhr früh kamen sie dann. Türkische Antiterrorpolizisten standen vor seiner Wohnung in Ankara. Und nahmen ihn mit.
Der türkische Staat hat ein Problem mit Menschen wie Max Zirngast. Der Endzwanziger ist Steirer und hat sich 2015 an der Technischen Uni Ankara fürs Politikstudium eingeschrieben. Er engagierte sich für die linke Partei TÖP-G, hielt Marxismusvorträge und analysierte in linken Magazinen wie Jacobin (USA) oder Revolt (Schweiz) Unverschämtheiten des Staates.
Seit 11. September 2018 ist er eine davon. Er ist in der Polizeizentrale in Ankara in Gewahrsam. Der Vorwurf? Nähe zu Terrororganisationen. Zirngasts Anwalt sagt, ihm werde sein Engagement in Sommerschulen vorgeworfen, die einer Splittergruppe einer kleinen Partei nahestehen sollen, die einer Terrormiliz nahestehen soll.
Konkrete Vorwürfe gibt es nicht, vieles spricht dafür, dass Zirngast für seine politische Überzeugung und seine publizistische Arbeit büßen muss. Der österreichischen Botschafterin Ulrike Tilly wurde ein Besuch untersagt. Diese Woche dürfte ein Gericht über eine mögliche Untersuchungshaft entscheiden.