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Pressekolumne
Bei den Gastkommentaren hat die Presse das, was man "einen Lauf" nennt. Woche für Woche schreibt sich das Blatt mittels Gastkommentatoren in einen Shitstorm. Vergangenes Wochenende klagte ein Kommentator anlässlich des Frauenvolksbegehrens, dass Frauen "dank ihres größeren Sprechbedürfnisses" von der Wirtschaft bevorzugt würden, denn sie "können die kommunikativen Vorteile von Mobiltelefonen und sozialen Medien bei gleichen Pauschaltarifen besser nützen" als Männer. Armer Mann! Aber er freut sich darüber, dass Frauen "himmlische Rosen ins irdische Leben" weben würden. Kurz zuvor erschien in der Presse ein Kommentar von Ian Buruma. Da hatte die Presse völlig ohne Grund den Titel "Der Trump-Flüsterer" in "Trumps rätselhafter jüdischer Einflüsterer" verändert, um in einem Aufwasch auch antisemitische Ressentiments zu bedienen.
Immerhin: Die Presse hat sich für diese Fehltritte entschuldigt. Bleibt eine Frage: Gibt es dort keine Redakteure, die beim Gegenlesen von Fremdtexten das Hirn einschalten? Oder ist die regelmäßige Provokation am Ende doch gewollt?