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Pressekolumne
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Vor knapp einem Jahr erzählte die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg im Standard erstmals von sexuellen Übergriffen, die sie als Jugendliche in den 1970er-Jahren in der Skihauptschule Neustift erlitt. Andere Skirennläuferinnen berichteten von ähnlichen Erlebnissen im Skisport, #SkiToo folgte auf #MeToo. Einiges hat sich seitdem verändert, anderes nicht.
Betroffene brechen nach vielen Jahren ihr Schweigen und Journalisten schauen genauer hin - was nicht ohne Konsequenzen blieb. Im Februar berichtete etwa die Süddeutsche Zeitung über den Vorwurf der Vergewaltigung gegen den ehemaligen ÖSV-Damentrainer Charly Kahr. Die Reporter beriefen sich dabei auf eidesstattliche Erklärungen der Betroffenen. Kahr, vertreten durch Manfred Ainedter, klagte wegen übler Nachrede. Vergangenen Donnerstag begann in Wien der Prozess -und wurde nach zwei Stunden auf Anfang 2019 vertagt. Vorigen Jänner deckten Ö1, Standard und Dossier auf, wie Ski-Legende Toni Sailer im Jahr 1974 mithilfe der österreichischen Behörden der Strafverfolgung wegen Vergewaltigung in Polen entging. An der Recherche beteiligt war Falter-Autor Johann Skocek -der vermutlich wegen seiner kritischen Berichterstattung, die auch im Falter erscheint, beim ÖSV in Ungnade gefallen ist. Bei einer Pressekonferenz des ÖSV in Sölden am Freitag anlässlich des Skiweltcupopenings wurde ihm "wegen unwahrer Berichterstattung" der Zutritt verweigert, obwohl er akkreditiert war. Kollegen anderer Medien verließen aus Solidarität den Raum, bis Skocek zur Pressekonferenz durfte.
Ebenfalls vergangene Woche berichtete der Spiegel über neue Missbrauchsvorwürfe gegen den 2009 verstorbenen Sailer.