Zeit am Schirm
TV-Kolumne
Das Filmportal Netflix gab eine dritte Staffel der Serie "Ozark" in Auftrag. Auf den ersten Blick handelt es sich dabei um eine konventionelle Geschichte, die Elemente von Mafia- Epen mit "Breaking Bad"-Anleihen verbindet. Auch die Leistungen der Schauspieler und Schauspielerinnen, allen voran Julia Garner als verzweifelte und dennoch mutige Außenseiterin, wären nicht Grund genug, um bei der Stange zu bleiben. Was "Ozark" interessant macht, ist die Grundstimmung. Sie ist geprägt vom Zerfall der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Als Folge von Habsucht und Gier verwandelt sich der Mensch in ein Raubtier. Väter hintergehen ihre Familien, Buben beginnen an der Börse zu zocken. Die Geschäfte des Kapitalismus lassen sich nicht von den Investitionen des organisierten Verbrechens unterscheiden. Ohne einen moralischen Kompass beginnen wertkonservative Farmer, Mohnpflanzen für die Heroinproduktion zu züchten. Wer sich den "Deals" in den Weg stellt, muss sterben. "Ozark" zeigt eine zerrüttete Nation, die sich in den Spiegel schaut.