Zeit am Schirm
TV-Kolumne
Wer sich freiwillig fürchtet, dem geht es danach besser. Das entnahm ich einer kürzlich im Journal Emotion publizierten Studie. Die Forscher befragten Besucher eines Horror-Hauses, in dem man um wohlfeile 31 Dollar nach allen Regeln der Kunst gequält und erschreckt wird, inklusive Elektroschocks und Einsperren in Särge: Wie ging es ihnen davor, wie danach? Das Ergebnis: Nach der Tortur waren die meisten entspannter, wacher und besser gelaunt.
Für diesen Effekt, dachte ich, brauche ich keine Geisterbahn. Für eine Digitaleinheimische gibt es ein Äquivalent zum Lebendig-begraben-Werden, nämlich ohne Smartphone unterwegs zu sein, wenn man Whatsapp-Nachrichten und Twitter-Likes erwartet. Also wagte ich mich letztens ohne Handy zum Supermarkt. Nur so viel: Geisterbahn ist im Vergleich dazu eine Kreuzfahrt. Wie ertrugen Generationen von Menschen Kassaschlangen ohne Instagram? Wie hatten sie Essen am Tisch, ohne unterwegs Rezepte zu googeln? Die Qual zahlte sich aus. Wieder zu Hause, strahlten drei Benachrichtigungen auf dem Display. Juhu!