Ohren auf Aus heimischem Anbau

Elegisch bis heiter, im Ö-Jazz geht was weiter!

Klaus Nüchtern
Feuilleton, FALTER 10/19 vom 06.03.2019

Das zu 75 Prozent aus Australien stammende und zu 100 Prozent in Österreich lebende Koehne Quartet ist Kooperation mit Jazzsaxofonisten gewohnt. Bevorzugt arbeiten die vier Streicherinnen mit Max Nagl zusammen, nun ist es Wolfgang Puschnig, der sie, die Sängerin Svitlana Varava und weitere Gastmusiker, eingeladen hat, um "Songs with Strings Part 1" (Skylark) einzuspielen. Das Album bedient sich fernöstlicher Elemente abseits aller Weltmusikklischees, setzt klassische Jazzidiomatik nur sparsam ein, wobei sich Puschnig als uneitler Leader erweist, der dem Koehne Quartet sehr viel Spielraum lässt.

Ebenfalls mehr wert auf Arrangierkunst als auf solistische Kraftlackelei legt der Bassist Gregor Aufmesser - im Übrigen am 16. März beim Auftritt des Max Nagl 5 im Blue Tomato zu hören -, der sein mit vier Bläsern und Rhythmgroup besetztes Septett Aufmessers Schneide sehr differenziert einzusetzen weiß. Ekstatische Melodica-Explosionen sind auf "Orbs"(Jazzwerkstatt) ebenso zugelassen wie augenzwinkernde Dixieland-Momente oder elegisch getragene Melodien. Die Kompositionen sind komplex und ausgecheckt, verfügen aber dennoch über jede Menge Groove.

Eine eigene musikalische Handschrift beweist auch das Trio von Victoria Pfeil (ss, bs), Thatiana Gomes (b) und Tzu-Min Lee (p), die sich aus nicht allzu schwer zu durchschauenden Gründen Victhamin nennen. Das soeben erschienene Debüt der drei aus Steyr, Brasilien und Taiwan stammenden jungen Frauen darf durchaus als fulminant bezeichnet werden. Obwohl alle drei Musikerinnen Kompositionen beigesteuert haben, wirkt "Triangle" (Alessa) wie aus einem Guss. Luftig, leicht und transparent besticht es als klug konzipiertes Album durch das (auch hier) uneitle Ensemblespiel, das mit souveräner Lässigkeit swingt und ganz unbetulich daherkommt. Live gastieren Victhamin am 14. März im Café 7*Stern (20 Uhr)

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