Film Neu im Kino
Es wird nicht schneller, bloß Heller noch viel heller
Seinem Leib-und Lebensthema André Heller hat sich André Heller unter anderem in der 2008 erschienenen Erzählung "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein" gewidmet. Nun haben sich Rupert Henning (Regie und Buch) sowie Uli Brée (Buch) dazu entschlossen, das autobiografisch angehauchte Porträt des Künstlers als junger Hund und "funkelnder Hundling" zu verfilmen. Das erstaunliche Resultat: Es ist den beiden gelungen, Heller zu überhellern.
Das 144 Seiten schmale Buch über das Drama des vielleicht nicht hochganz gewiss aber andersbegabten Buben Paul Silberstein (Valentin Hagg) ist straight und für Heller'sche Verhältnisse überraschend zurückhaltend erzählt und verfügt dank seiner liebevoll gezeichneten Figuren über einen gewissen Charme. Der wurde dem auf quälend viskose 140 Minuten für die Leinwand zugeschnittenen Stoff aber vollkommen ausgetrieben. Das hat zum einen damit zu tun, dass der künstlerische Haupteinfall -man kombiniere unerträglich altklug-maniriertes Knabengeschwätz aus dem Off mit symmetriefreudigen Totalen historischer Salzkammergutarchitektur, vorzugsweise aus der Vogelperspektive -keine 20 Minuten trägt, und zum anderen damit, dass die Nebenfiguren dermaßen penetrant ins Karikaturenhafte verflacht sind, dass man nachgerade erleichtert ist, wenn Karl Markovics, der sich als Pauls schwarzpädagogisch und selbsthasserisch zum Katholizismus konvertierter Vater durch den Film röchelt, krampft und konvulsiviert, nach ungefähr 71 Minuten endlich seinen letzten Schnaufer tun darf.
Das Schlimmste kommt dann aber noch: drei originelle Onkel, die den Neffen mit Holocaust-Flashbacks und Ejakulationsverhaltungstipps weiterbilden und eine Varieté-Revue, wie sie His Hellerness Himself nicht schlimmer hätte konzipieren können.
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