Menschen
Kurz & Worseg: Baumeister der Republik
Die Lugner City des großen Mannes hatte wieder geöffnet: 5150 Beachtungsuchende drängten sich vor einer Woche durch die Staatsoper. Die Gänge sind der Blutkreislauf des Balles: Wenn man nicht auf der Schleimspur ausrutscht, die Barbara Rett und Alfons Haider dort hinterlassen, kann man sich unfallfrei vergewissern, dass die Republik tatsächlich schwarz und blau geworden ist:
Der Vorstand der Freiheitlichen Wirtschaft Wien, Andreas Bussek, bittet den ehemaligen roten deutschen Kanzler, Gerhard Schröder, um ein gemeinsames Foto. Der ehemalige Musikschuldirektor Wolfgang Sobotka sitzt während der Eröffnung neben dem Bundespräsidenten und dirigiert ins Leere. Der Österreich-Kanzler Sebastian Kurz bietet dem Österreich-Verleger Wolfgang Fellner in der Proszeniumsloge persönlich Getränke an. Obwohl der Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, partout seine Loge nicht fand, soll es für seinen Freund Heinz-Christian Strache der schönste Ball seit Paintball gewesen sein.
Die tanzenden Debütanten müssen jünger als 24 Jahre sein, Lugners Stargast Elle Macpherson dürfte also zu Teilen mitmachen. Der Medienmanager Gerhard Zeiler hat Zähne wie Porzellan, aber plagt sich bei der Publikumsquadrille. Der Schönheitschirurg Artur Worseg lehnt entspannt an der Weggabel und betrachtet sein Werk. Schmäh ohne, wie schön die Sopranistin Anna Netrebko und ihr Ehemann Yusif Eyvazov die Eröffnung sangen.
Der Bürgermeister-Debütant Michael Ludwig erkundigt sich bei einem Ballkellner nach dessen Dienstverhältnis, Arbeitszeiten und Beschwerdewegen. In der Hotelbar des Bristol bestellen Stilbewusste letzte Getränke und führen Gespräche, die mit "Frag halt den Haselsteiner" enden.
Als im letzten Rang der Oper schon einer schläft, konfrontiert ein steirischer Streichmusiker die Opernball-Organisatorin Maria Großbauer mit den magischen Worten: "Du a do?"