Film Neu im Kino
Wir holen dich da rein: Metzelrätsel im "Escape Room"
Manche Horrorfilme sind gut darin, an Lifestylefreizeitmoden bloßzustellen, wieviel davon dinghafte Automatik ist, deren Ablauf wir unsere Gefühle und Phantasien anvertrauen. So etwa Filme, in denen virale Videocassetten, sinistre Super-8-Streifen, pandämonische Polaroids oder ominöse Ouija-Boards unseren Alltag regieren. Und dann gibt´s Horror, der sich im Kino gut macht, weil er Aspekte der Saalsituation im Film abbildet: totale Dunkelheit wie in Höhlenkletterinnen-und Lebendig-begraben-Gruslern oder den Zwang, im Kino weitgehend den Schlapfen zu halten -siehe "Don't Breathe" oder "A Quiet Place", da wird Stille zum Stil.
Der Schocker "Escape Room" (mit Newcomerin Taylor Russell und Tyler Labine, dem Bär aus "Tucker & Dale") jazzt besagten Rätselkammer-Gruppeneinschließungs-Real-Life-
Game-Trend hoch, macht Dinge intim mit uns und den Raum spürbar. Erwartungsgemäß unerwartet wird klar: Das Spiel ist ernst, saugt alles in sich ein, auch die, die nur schauen. Materie wird lebendig und lesbar. Auf Spukhaus-Schnitzeljagd im heißen Foyer, eisigen Wald, bodenlosen Billardsalon und Nineties-LSD-Kammerl schrumpft ein Zufallssextett. Personal und "Philosophie" (Trauma etc.), beides ist hier weniger unsympathisch als im "Cube"- bzw. "Saw"-Franchise, macht sich aber breit. Ansonsten ist alles eng, schön dekoriert, liebevoll stressig.
Auch ein Kinosaal, der noch nicht LAN-Games oder Teambuildingseminare beherbergt, hat was von Escape Room: Du bist mit Freunden hier oder mit Fremden im Raum (nerven können beide). Du merkst: Dein Hiersein ist Teil eines Plans (Zielgruppenmarketing). Du musst hier raus, die Zeit drängt, die Blase platzt, und du irrst panisch über Gänge und Treppen, weil dieses Multiplex nur ein Häusl hat - und das Leitsystem hat ein Sadist entworfen.
Derzeit in den Kinos