Stadtrand Urbanismus

Auf einen Sprung ins Wirtshaus? Vorbei!

Barbara Tóth
Stadtleben, FALTER 11/19 vom 13.03.2019

Wir leben in einer Zeit, in der wir die Dinge gerne verbindlich haben. Plan-, erwartund berechenbar. Jetzt setzt sich auch in Wien durch, was in europäischen Metropolen bereits gang und gäbe ist, zumindest in der gehobenen Gastronomie. Wer reserviert und nicht kommt, muss eine Stornogebühr zahlen. "No Show" nennen Touristiker die Unsitte ihrer Kunden, zu buchen, aber nicht einzuchecken.

Aus Sicht von Spitzenköchen ist das verständlich. Wer ein brillantes Menü Abend für Abend frisch zaubert, muss seinen Absatz planen können, sonst verderben ihm seine Zutaten.

Aber wenn das Wirtshaus ums Eck zur Show-No-Show-Booking-Zone wird, verliert das Ausgehen an Charme. Schon jetzt bleiben einem, wenn man unangemeldet in ein Lokal kommt, oft nur noch die Plätze an der Bar zum Essen und Trinken über. Der Rest ist durchreserviert, und zwar für mehr als einen Durchgang pro Abend. Dankbar ist, wer überhaupt noch einen "Slot" erwischt.

Wenn Wiens Wirte schon Stornogebühren einholen, dann sollen sie bitte auch den Stammtisch für die spontan einfallenden Lieblingsgäste wieder einführen.

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