Grenzüberschreitungen
Zwei Wochen alte Kälber aus Österreich werden quer durch Europa gekarrt, trächtige Kalbinnen tausende Kilometer weit bis über die Grenzen der EU hinaus. Viele erwartet dort eine grausame Schlachtung. Jetzt legen sich Tierärzte quer
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Auf dem Winkelhof liegt ein neugeborenes Kalb im Stroh, erst vier Stunden ist es alt. Seit Generationen betreibt die Familie Schrottner im steirischen Dobl Fleckviehzucht und Milchwirtschaft. An der Stallwand hängt eine lange Reihe von Plaketten, die die Schrottner-Kühe gewonnen haben. Allen voran Bibi. „Lebensleistung: 123.961 Liter“ steht zu lesen. „Die Bibi, das war eine Erscheinung“, sagt Franz Schrottner. „Eine 100.000-Liter-Kuh, das ist schon etwas Gewaltiges.“
Die Schrottners bieten ihren Rindern mehr als ein konventioneller Landwirt müsste. Die Tiere stehen auf Stroh, können im Laufstall herumgehen und ins Freie. Sind die Kälber acht bis zehn Wochen alt, bringt Schrottner sie auf eine Auktion. Am liebsten verkauft er an heimische Bauern. „Müssen wir die rausführen aus unserem Land?“, fragt er. Er blättert in einer dicken Mappe und liest die Namen der letzten Käufer vor. Meist sind es Landwirte aus der Steiermark und Niederösterreich, ab und zu ist eine Handelsfirma dabei. Da, räumt Schrottner ein, weiß er oft nicht, wo die Kälber landen. Einer liefere wohl nach Spanien. Bewusst in den Export verkauft er erwachsene Zuchtrinder, einige landeten schon in der Türkei. Wenn’s geht, sagt der Bauer, vermeide er aber auch das.