Achtung, Baustelle!
Wien könnte den Status Weltkulturerbe wegen eines Bauprojekts verlieren. Nun beschäftigt der Heumarkt sogar die Regierung. Warum?
Der Aufschrei war groß, als der Investor Michael Tojner 2013 seine Pläne für das Hotel Intercontinental präsentierte: Zu hoch, zu luxuriös, zu hässlich, befanden die Kritiker. Seither wird gestritten. In den Augen der rot-grünen Stadtregierung beseitigt Tojner einen Schandfleck. Die Gegner sehen in dem von dem brasilianischen Architekten Isay Weinfeld entworfenen Gebäudekomplex einen Ausverkauf des öffentlichen Raums. Zeit für eine aktuelle Fragestunde.
Warum ist der Heumarkt wieder ein Thema?
Vor wenigen Tagen kommentierten Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) das Bauvorhaben. Für Strache ist das Projekt "in dieser Form gestorben". Blümel forderte eine schriftliche Zusicherung, dass es in der aktuellen Form nicht durchgeführt wird. "Sonst wird der Bund eine Weisung erteilen", sagt Blümel. So ganz wohl ist den beiden bei der Sache jedoch nicht. Strache und Blümel kandidieren bei den Gemeinderatswahlen, die voraussichtlich 2020 stattfinden werden. Die Rechtspopulisten können sich nicht sicher sein, ob sie mit ihrem Bekenntnis zum Weltkulturerbe tatsächlich das Volk auf ihrer Seite haben. Sie schlagen sich nämlich auf die Seite einer UN-Organisation, die im elitären Paris sitzt und den Wienern sagt, wo es langgeht. Das kann ins Auge gehen. Auch die Türkisen befinden sich in einer Zwickmühle. Blümel stößt einen Unternehmer vor den Kopf, ein Affront gegen die Immobilienlobby, die zu seinen großen Sponsoren gehört. Auch sitzt der Konservative auf Altlasten. Der umstrittene Verkauf des Grundstücks um nur 4,2 Millionen Euro geht auf das Jahr 2008 zurück. Der dafür zuständige Innenminister Günther Platter kam ebenfalls aus der ÖVP. Der Oppositionelle Wolfgang Zinggl kündigte eine Untersuchung an.