Ministerium verbannt Teenstar
Nach FALTER-Recherchen: Der fundamentalchristliche Aufklärungsverein darf an Schulen nicht mehr lehren

Illustration: Bianca Tschaikner
Wir machen einen Sesselkreis und unterhalten uns darüber, wie es uns heute geht. Bin ich hungrig? Durstig? Glücklich? Entspannt? Heute fruchtbar? Als Nächstes sprechen wir über Anzeichen für Fruchtbarkeit. Ist die Scheide trocken, bin ich unfruchtbar. Ist sie feucht, habe ich meine fruchtbaren Tage. Nun deuten wir unseren Zervixschleim. Dafür haben wir vier Schraubgläser, gefüllt mit Uhu-Stick, Körpercreme, Duschgel und Eiklar, vorbereitet. Er verändert sich, wenn wir ihn gut kennen, können wir „Mädchentabellen“ führen und so unsere fruchtbaren Tage aufzeichnen.
Diese Anweisungen stammen aus Teenstar-Kursunterlagen für Mädchen. „Weibliche Fruchtbarkeit“ lautet die Einheit, sie soll in der zweiten Stunde erfolgen. Dabei sollen die Kursleiterinnen die Mädchen, von denen viele noch nicht einmal ihre Periode haben, darauf hinweisen, dass „das Ausreifen deines Zyklus nicht gestört werden soll, zum Beispiel durch Gabe von Hormonen zur ‚Regulation‘“. Auch Tampons sind nicht zu empfehlen, dafür Binden und „natürliches Duftöl für das Badewasser“. In der vierten Stunde lernen die Mädchen, dass Mann und Frau wie „Schlüssel“ und „Schloss“ sind und nur sie zusammengehören, denn: „Nützen zwei Schlüssel etwas? Nützen zwei Schlösser etwas?“
Fruchtbarkeitskult für Pubertierende. Die Pille ist schädlich. Nur Mann und Frau gehören zusammen. Solche und zahlreiche andere bedenkliche Vorstellungen finden sich im 26 Seiten starken Handout zum Workshop „Fruchtbarkeit & Co: Was hat das mit mir zu tun?“, das dem Falter vorliegt.