Landrand Ruralismus

Land, Haus, Stau, schau genau

Gerlinde Pölsler
Landleben, FALTER 14/19 vom 03.04.2019

Ah, wie das damals war, als man, als Kind im Dorf, zu Fuß mit Freunden stundenlang von der Schule nach Hause trödelte. Weißt du noch, wie wir auf der Straße "Himmel und Hölle" gehüpft sind? Ins Grüne ziehen, raus aus der Stadt, weg von Lärm und Staus, davon träumen viele. Gerade Jungeltern überwältigt diese Sehnsucht. Die Ruhe! Kinder-Freiheit. Und viel billiger, das Wohnen auf dem Land!

Manchmal erfüllen sich diese Hoffnungen ja. Manchmal aber schieben sich die Träume vor die Realität und verhindern, dass man wirklich hinschaut.

Anders ist die Annahme folgenden derzeit inserierten Angebots schwer zu erklären: eine Neubau-Wohnanlage im Grazer Speckgürtel. Als Erstes zieht das Erdgeschoß den Blick auf sich, es besteht zur Gänze aus Autostellplätzen. Davor eine laute Durchzugsstraße. Kinder kann man da allein nicht rauslassen. Miete für 80 Quadratmeter: über tausend Euro, also Graz-Stadt-Niveau. Pro Wohnung sind natürlich zwei Parkplätze einkalkuliert, und einmal darf man raten, wer jetzt in der Früh eine halbe Stunde nach Graz reinstaut und zur Miete in Stadtwohnungs-Höhe noch die Erhaltung zweier Autos zahlen muss.

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