Kunst Kritik

Überfällige Schau zum Wiener Kunstnachwuchs

Lexikon, FALTER 14/19 vom 03.04.2019

Wie kann man große Skulpturen produzieren, die leicht von Gewicht und gut zu transportieren sind? Die 1986 geborene Künstlerin Birke Gorm schafft das, indem sie Kartonteile mit Kabelbindern zu mannshohen, vasenartigen Objekten zusammenzurrt. Aus Gorms XL-Objekten spricht die Mobilität einer jungen Generation, die billige Werkstoffe und Do-it-Yourself schätzt. In der Ausstellung "Über das Neue. Junge Szenen in Wien" fällt die Freude am Material und technischer Versiertheit ebenso wie das Desinteresse an klassischer Medienkunst auf. Nicht älter als 35 Jahre durften die Künstlerinnen und Künstler sein, die Luisa Ziaja und Severin Dünser für ihre sehenswerte Schau ausgewählt haben. Anstelle von Videoarbeiten bieten sie viel technisch ausgefeilte Malerei. Dabei stechen die anspielungsreichen Raumverschachtelungen samt Selbstporträts von Melanie Ebenhoch hervor und auch die Jugendgruppen, die Matthias Noggler in schrägen Perspektiven auf seinen Ölbildern versammelt. Wenn Lukas Posch auf schwarze Platten malt, die wie Computerbildschirme aussehen, und Nana Mandl Bildmaterial für ihre Wandtapeten digital zusammenfügt, dann fällt einem das Label "Post-Internet" ein, aber die Arbeiten brauchen solche Schubladen nicht.

Die Gruppenschau hat kein Problem damit, bereits erfolgreich von Galerien vertretene Positionen wie Philip Timischl und Marina Sula zu zeigen. Es geht zum Glück nicht um kuratorische Entdeckerposen, sondern vielmehr einer breiteren Öffentlichkeit die Lebendigkeit der Kunststadt Wien zu vermitteln. Dafür wurden zusätzlich zwölf Wiener Offspaces eingeladen, die drei Kojen als "Ausstellungen in der Ausstellung" gestalten. Am 12.4. und am 3.5. finden noch Midissagen statt, bei denen Spieler wie Kevin Space, Gomo oder Pina eingewechselt werden.

Belvedere 21, bis 2.6.

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