Raus aus dem Pflanzengefängnis!

Warum Hobbygärtner zu viel Gift spritzen und wie sich das langsam ändert

Gerlinde Pölsler
LANDLEBEN, FALTER 18/19 vom 30.04.2019

Foto: J. J. Kucek

Walter Wusche führt zwischen den Parzellen des Heimgartenvereins zu seinem Gartenstück. Häuschen, Hochbeete, Glashaus, alles tipptopp gepflegt. Die Hecken sind geschnitten wie Zinnen, kein Löwenzahn blitzt aus dem Rasen. Chemische Mittel verwende er aber nicht, sagt Wusche. Ausnahme: klassisches Schneckenkorn. Die Bio-Alternative habe nämlich nicht geholfen: „Da sind die Schnecken explodiert, als hätten sie eine Brettljause bekommen.“ Nun streut er wieder chemische Kugerln an den Rand der Parzelle, um die Viecher schon dort abzustoppen.

Walter Wusche ist Präsident des Landesverbands der Heimgärtner mit rund 3000 Mitgliedern. In seinem eigenen, nach ihm benannten Verein in Graz setzten die Leute Spritzmittel nur sehr sparsam ein, sagt er. Vor allem die Jungen wollten das nicht mehr. Tue es jemand doch, könne ein Verein aber auch nichts machen. „Der andere kann sagen: Was geht dich das an? Schleich dich von meiner Parzelle!“ Nur bei in Österreich verbotenen Mitteln könne man eingreifen. Und er höre, dass sich manche Ältere solche illegalen Substanzen aus Ungarn oder über das Internet besorgten.

Pestizide sind gerade wieder groß im Gespräch – in der Landwirtschaft: Vergangene Woche sind die Erdäpfelbauern auf die Straße gegangen, sie wollen eine Notfallzulassung für ein Mittel gegen den Drahtwurm. Viel seltener ist davon die Rede, was die Hobbykleingärtner und privaten Häuslbauer mit den akkuraten Rasenkanten alles so versprühen. Der Biologe und Ökologe Johann Zaller von der Wiener Universität für Bodenkultur, Autor des Buchs „Unser täglich Gift“, sagt: „Wenn man all diese von abgestorbenen Pflanzen eingerahmten Wege sieht, diese supersauberen Rasenflächen, wo nur Gras wächst und sonst nichts, dann ist offensichtlich, dass der Einsatz von Herbiziden sehr weit verbreitet ist.“ Die Umwelt-NGO Global 2000 warnt, dass auch unter den „in jedem Baumarkt und Gartencenter erhältlichen“ Gartenpestiziden solche sind, „die sehr giftig für Bienen und/oder Wasserlebewesen sind und außerdem gefährlich für die menschliche Gesundheit, da sie vermutlich krebserregend sind oder im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein“.

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  1750 Wörter       9 Minuten

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