Warum zu viel Vertrauen die Demokratie gefährdet
Florian Mühlfried legt ein Plädoyer für die Rehabilitierung der demokratiepolitischen Kraft des Misstrauens vor
Schlagzeilen machen, das gelingt Julia Herr ziemlich gut. "SPÖ-Politikerin will private Firmen enteignen", titelte das Gratisblatt Österreich vorige Woche. Herr, 26 Jahre alt und Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, hatte da ein Rückkaufrecht des Staates für privatisierte Unternehmen gefordert. Im Interview mit dem Kurier fügte sie hinzu, die Verstaatlichung von Großunternehmen sei nur "eine langfristige Forderung".
Zwei Tage zuvor hatte Herr ebenfalls die Titelblätter gekapert. Da hatte sie sich bei der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen demonstrativ mit einem Taferl neben den Bundeskanzler gestellt. Mitten in der Gedenkveranstaltung wies sie Sebastian Kurz auf die zahlreichen rechtsextremen "Einzelfälle" beim Koalitionspartner FPÖ hin. Den Vorwurf, dadurch eine Gedenkveranstaltung parteipolitisch vereinnahmt zu haben, weist die SJ-Chefin von sich. "Gedenken bedeutet doch nicht, einfach einen Kranz niederzulegen", sagt sie. "Wir