Ratsch, Ratsch, Ratsch
Wie der Chef der Social-Media-Abteilung des Bundeskanzleramts unter falschem Namen fünf Festplatten aus dem Kabinett Kurz schreddern ließ. Das Protokoll einer mutmaßlich kriminellen Geheimaktion

Am Mittwoch, den 22. Mai dieses Jahres, fünf Tage nach dem Auffliegen der Ibiza-Affäre, läutet bei der Firma Reisswolf, einem großen Wiener Aktenentsorgungsbetrieb, das Telefon. Am Apparat ist ein Mann, der sich als „Walter Maisinger“ vorstellt. In Wahrheit ist es Arno M., ein Mitarbeiter des Bundeskanzleramts, einer der engsten Vertrauten von Sebastian Kurz, man kennt einander aus der Jungen ÖVP.
„Maisinger“ kommt gleich zur Sache. Er wolle vorbeikommen, um Festplatten vernichten zu lassen. Er wünsche aber, sagt er der Sekretärin, persönlich bei der Vernichtung dabei zu sein, ob das denn gehe. Ja, das sei möglich, antwortet die Dame am Telefon, und schon am nächsten Tag steht „Maisinger“ beim Empfang. In der Hand hält der stämmige junge Mann mit dem Vollbart fünf Festplatten aus dem Bundeskanzleramt der Republik Österreich. Er hat sie persönlich aus dem Amt geschmuggelt.