"Türkis-Blau war eine Schurkenregierung"
Grünen-Chef Werner Kogler will Milliarden umverteilen und erzählt, wie ihn ein prügelnder Pfarrer politisiert hat
Die Entwicklung der Durchschnittstemperatur jedes Jahres in Österreich seit 1901 – von dunkelblau (kühl) bis dunkelrot (heiß), Quelle: Berkeley Earth; Visualisierung: Ed Hawkins / showyourstripes.info
Am 28. Juli 2019 scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Das Umweltbundesamt veröffentlicht eine Prognose. Erstmals seit drei Jahren schädigte Österreich das Klima weniger als im Jahr davor. „Endlich eine gute Umwelt-Nachricht“, schreibt die Krone, die auflagenstärkste Zeitung des Landes, auf Seite 3. Der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz freut sich: „Die Maßnahmen der letzten Bundesregierung haben gegriffen.“ Ex-Umweltministerin Elisabeth Köstinger deutet das Minus als „wichtigen Erfolg für den Klimaschutz“. Selbst das Umweltministerium frohlockt: „Trendwende geschafft.“
Wer nicht nur die Jubelmeldungen liest, sondern auch die Prognose des Umweltbundesamts selbst, sieht: Es gibt keine Trendwende. Die klimaschädlichen Emissionen sanken, weil der Winter mild war und die Österreicher weniger heizten. Außerdem musste der energieintensive Stahlkonzern Voest einen Hochofen warten. Es war also so wie all die Jahre zuvor: Witterung und Zufall bestimmen die Auf und Abs in der heimischen Klimabilanz, nicht die Politik. Der Jubelreigen war nichts weiter als ein gut orchestriertes PR-Manöver.
Es herrscht Verwirrung im Land, so ist das immer im Wahlkampf. Zum ersten Mal wird die Klimakrise für Medien, Wähler und Politiker eine entscheidende Rolle bei einer Nationalratswahl spielen. Die Parteien kämpfen seit Wochen um die Deutungshoheit in Bezug auf das Thema. Aber wie gut oder schlecht steht Österreich tatsächlich im Klimaschutz da? Und wer ist für die Bilanz verantwortlich?