Der Wan-Tan-Clan
Österreich schmunzelt über die Favoritener Teigtascherl-Fabrik. Doch die Behörden vermuten Schlepperei und Arbeitsausbeutung
Am Apparat Telefonkolumne
Die österreichische Justiz hat ein Problem: Neben dem Sparkurs an den Gerichten, der an manchen Standorten dazu führte, dass das Gericht nur im Notbetrieb arbeitet, fehlt es an zertifizierten Gerichtsdolmetschern. Warum dieser Mangel eine Gefahr für den Rechtsstaat darstellt, erklärt die Übersetzerin und Lehrbeauftragte Heide Maria Scheidl.
Warum gibt es diesen Mangel?
Junge Menschen, die vielleicht die richtige universitäre Ausbildung haben, suchen sich einen anderen Job, weil das Gehalt zu gering ist, alte Dolmetscher gehen langsam in Pension.
Welche Probleme entstehen dadurch?
Die Gerichte rufen die Liste der zertifizierten Dolmetscherinnen und Dolmetscher durch, aber niemand hat Zeit. Dann werden eben oft minderqualifizierte Personen herangezogen. Das führt dann zu Problemen, wie zum Beispiel zu falschem berufsethischem Verhalten.
Was meinen Sie damit?
Diese Laiendolmetscher verhalten sich nicht neutral, sondern bieten den Angeklagten Rat und Beistand an. Es gab auch einen Fall, wo die Dolmetscherin mit dem Bruder des Angeklagten verheiratet war, das aber nicht kundgetan hat.
Die Gerichte müssen in Verhandlungen also keine zertifizierten Dolmetscher verwenden?
Es gibt einen gesetzlichen Rahmen, den die Gerichte bestmöglich auszuschöpfen versuchen. Findet sich aber niemand mit der nötigen Qualifikation, kann auch der Kellner aus dem persischen Restaurant gegenüber vom Gericht berufen werden.
Was sollte aus Ihrer Sicht gegen diesen Missstand getan werden?
Man muss ein Qualifizierungsangebot schaffen, auch für jene, die bereits eine entsprechende Ausbildung haben. Auch eine bessere Bezahlung ist enorm wichtig. Das Gehalt ist nicht angepasst, in manchen Bereichen sogar reduziert worden, da ist man manchmal gezwungen, sich umzuorientieren. Hochqualifizierte Leute müssen wieder als Gerichtsdolmetscher arbeiten wollen.