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Nach dem "Anschluss" ist noch nicht vor dem Krieg. Wie erging es Österreich in der Zeit, bevor Hitler Polen überfiel?
Digitalisierung, Migration, Rechtspopulismus, Klimakrise: Harald Welzer beschäftigt sich mit großen Fragen der Zukunft. Der deutsche Soziologe leitet die gemeinnützige Stiftung FUTURZWEI und hat vor wenigen Monaten mit dem Buch "Alles könnte anders sein" eine Hoffnung gebende Gesellschaftsutopie veröffentlicht. Nächste Woche ist er zu Gast beim Wiener Stadtgespräch.
Falter: Herr Welzer, historisch betrachtet gibt es weniger Kriege, Hungernde und Kranke, wir leben länger und sind reicher als je zuvor. Warum sind trotzdem viele Menschen unzufrieden?
Harald Welzer: Weil sich fast alles nur noch um Konsum dreht. Die Tücke des Konsums ist die permanente Produktion von Unglücklichsein. Weil ja jedes Produkt, das ich mir erworben habe, durch das nächste, scheinbar bessere abgelöst wird. Das gibt eine nie endende Kette von Glücksversprechungen, und das führt zu Abhängigkeiten. Jeder Junkie ist unglücklich.
Wir sind also Konsumjunkies.
Welzer: Ja, klar. Das sollen wir ja auch sein. Das