Ohren auf Klassik

Barocker Sound in neuem Klanggewand

Miriam Damev
Feuilleton, FALTER 42/19 vom 16.10.2019

Johann Sebastian Bach ragt wie eine Bergkette in der Musiklandschaft empor", sagen Lucas und Arthur Jussen; Bach bildet für die niederländischen Klavierbrüder kurz gefasst den Kilimanjaro unter den Komponisten. Mit 26 respektive 23 Jahren fühlen sich die beiden fit genug für den Aufstieg. Im Mittelpunkt ihres Albums "Bach" (DG) stehen die Konzerte für zwei Klaviere und Orchester (Amsterdam Sinfonietta). Dass die Jussen-Brüder seit ihrer Kindheit miteinander musizieren, kommt der Aufnahme sehr zugute. Schön, wie sie sich die Noten zuspielen, gleichberechtigt in Klang und Atem. Als Zugabe gibt es die hinreißenden, viel zu selten aufgeführten Bach-Bearbeitungen für vier Hände von György Kurtág.

"Ohne Bach wäre alles nichts", sagt Víkingur Ólafsson. "Wenn Glass' Musik Minimal Music ist, dann ist Bach maximal." Der 35-jährige isländische Pianist und Julliard-Absolvent beschäftigt sich seit seinem 13. Lebensjahr mit Bachs Werk; jetzt ist "J.S. Bach - Works & Reworks" (DG) als Zwei-CD-Deluxe-Edition erschienen, mit Musik von Bach und eigenen Bearbeitungen. Der erste Teil versammelt Präludien & Fugen, Inventionen und Choralvorspiele. Für die zweite CD tat sich Ólafsson mit Künstlern wie Ben Frost, Peter Gregson und Hans-Joachim Roedelius zusammen. Die Bach-"Reworks" sind eine gelungene Zusammenstellung zwischen Minimal-Sound, Elektro und Neoklassik.

Nicht weit von Bach entfernt liegt Domenico Scarlatti, dessen Klaviersonaten der französische Pianist Lucas Debargue unter dem Titel " Scarlatti: 52 Sonatas" (4 CDs, Sony) aufgenommen hat. Debargue zählt wie Ólafsson zu einer Generation junger Pianisten (Hipster-Alarm!), die man eher auf dem Dancefloor als am Instrument vermuten würde. Das tut der Qualität ihres Spiels natürlich keinen Abbruch, und so zeigt sich auch Debargue bei Scarlattis filigranen, virtuosen Stücken als faszinierend sensibler Gestalter.

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