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Ich und die Welt

Feuilleton, FALTER 42/19 vom 16.10.2019

Nach einigen Romanen wendet sich Hans Platzgumer mit "Willkommen in meiner Wirklichkeit!" wieder der Selbstund Weltbetrachtung zu. Anders als in seinem Debüt "Expedition"(2005) liefert der autobiografische Gehalt hier nur das Grundgerüst. Ausgehend von kleinen Episoden - Tiroler Bub, junger Musiker in New York, heute Ehemann, Vater und weitgereister Künstler - macht er sich in essayistischer Form Gedanken über den Zustand der Welt.

Die Diagnose fällt erwartungsgemäß erschütternd aus: Wenn wir so weitermachen, wird der Planet bald zerstört sein. Platzgumer bemüht sich in der Folge, das Positive zu sehen. Streckenweise gerät das intellektuell sehr anregend ("Die Entwirklichung", "Die hyperventilierende Gesellschaft"), mitunter auch trivial: "Jeden Tag entdecke ich weiterhin Wunderschönes in der Welt, seien es die Frostblumen am Fenster oder die lachsfarbene Rose auf dem Küchentisch ( )." SF

Der Liebe wegen hat es die russische Germanistin Ksenia Konrad nach Reutte verschlagen. Das liegt im Tiroler Außerfern, was dem Titel ihres erfrischenden Debüts eine Doppelbedeutung verleiht. In "Alles außer fern" erzählt sie in kurzen Episoden davon, wie sie sich als Stadtmensch in einem von Natur geprägtem Umfeld eingelebt hat. Der Fokus aber liegt auf ihren Erfahrungen als Deutschtrainerin für Migrantinnen und Migranten.

Als äußerst engagierte Kursleiterin - die Bezeichnung Lehrerin will Konrad nicht hören -lebt und leidet sie bei den Lernversuchen mit. Ihre Tipps, wie sich die manchmal äußerst unlogische Sprache erlernen lässt, sind nie trocken, sondern auf die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten. Lernen und Integration gehen Hand in Hand. "Ihr Perfekt ist nicht ganz perfekt, aber ziemlich gut", heißt es über eine Kursteilnehmerin, "und sie bemüht sich, damit ihr Präsens und ihre Zukunft besser werden." SF

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