"Es braucht dringend eine Milliardeninvestition"
Was will der Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gegen Probleme an Wiener Schulen tun? Ein Gespräch über die freie Schulwahl, zweisprachige Klassen für Zuwandererkinder und die Glaubwürdigkeit der Roten in Bildungsfragen
Im Zwischenstock des Rathauses bläst ein Luftbefeuchter heißen Dampf aus. Der Weg führt in ein helles Büro, langer Konferenztisch, lange Couchgarnitur.
Jürgen Czernohorsky schreitet in roten Turnschuhen durch den Raum. Czernohorsky ist Jahrgang 1977, er war Stadtschulratspräsident und ist SPÖ-Bildungsstadtrat.
In Czernohorskys großem Ressort lässt sich ermessen, wie sich die Stadt fühlt. Hier läuft vieles zusammen, Menschen projizieren ihre tiefsten Wünsche, Ängste und Hoffnungen in die Bildung. Was will der Stadtrat gegen die Probleme an Wiener Schulen unternehmen?
Falter: Herr Czernohorszky, kann ich mir sicher sein, dass die Schule ums Eck die beste ist, die ich mir für mein Kind vorstellen und wünschen kann?
Jürgen Czernohorszky: Die Welt ist derartig komplex, dass man grundsätzlich keine absoluten Sätze sagen sollte. Bei 230.000 Wiener Schülerinnen und Schülern gibt es ganz sicher völlig unterschiedliche ideale Bildungsorte. Ich würde auf jeden Fall jeder Mutter, jedem Vater, jedem Kind nahelegen, zuallererst die Schule ums Eck anzuschauen. Ich spreche aus eigener Erfahrung: Allein in den vergangenen zwei Jahren war ich in fast 200 Schulen in Wien und habe gesehen, dass in Schulen prinzipiell sehr gut gearbeitet wird. Aber natürlich bin ich nicht in der Rolle, Eltern und Kindern Bildungswegentscheidungen zu diktieren. Deswegen gibt es ja die Möglichkeit einer freien Schulwahl.